Nur 30% der Prozessmodelle in der Verwaltung werden grafisch umgesetzt

 

Interessiert lese ich mich durch die Umfrage der Fachhochschule Nordwest Schweiz und der BPM4eGov zum Thema „BPM in der öffentlichen Verwaltung

bleibe natürlich prompt an folgender Auswertung zum Thema Modellierung – wie Sie sicher erahnen können mein Lieblingsthema – hängen und lese gebannt, was da zum Thema «Modellierung, Notation und Tools» steht:

In der öffentlichen Verwaltung sind Prozesse meist in textlicher Form beschrieben und weniger grafisch modelliert. Dieser Umstand erschwert die Simulation und spätere Automatisierung der Geschäftsprozesse, weil die entsprechenden IT-Systeme textbasierte Beschreibungen nicht verarbeiten können. Falls die Verwaltungsabläufe grafisch modelliert sind, werden in den meisten Fällen Flussdiagramme eingesetzt. Spezialisierte Tools zur Modellierung werden ungefähr zur Hälfte eingesetzt.

Nein, ich habe das Ausgabedatum nicht falsch gelesen, da steht wirklich 2011 und nicht 2001 drauf… was in aller Welt hat das zu bedeuten? Also weiter… dann, die Grafik auf Seite 14 beruhigt mich wieder etwas. Immerhin, modelliert wird in 44% der Fälle, wennschon nur vereinzelt:

Dann aber der Schock gleich auf der nächsten Seite:

Flussdiagramme, mehr als die Hälfte aller Leute modellieren noch immer mit Flussdiagrammen und wenn ich die „Andere“ noch dazu nehme, dann bewegen wir uns also bei 250 Nennungen von 327 gegen die BPMN

Das erstaunt und das muss man wohl etwas genauer oder differenzierter betrachten.

Erstens fällt auf, dass BPMN an zweiter Stelle liegt. Das ist darum bemerkenswert, weil die BPMN 2.0 erst im Januar 2011 verabschiedet wurde. Das bedeutet, es modellieren schon rund 100 der 327 Nennungen mit der BPMN.

So weit so gut. Handelt es sich nun aber dabei bloss um das Ersetzen der Flussdiagramme mit BPMN Diagrammen? Also liegt das Dokumentieren der IST-Abläufe für die „runde Ablage“ im Fokus? Abbildung 2 lässt darauf schliessen. Nur 30% der Befragten empfinden BPM als bekannt, eingeführt und gelebt. Die Voraussetzung für eine BPM Strategie ist aber letztlich die Automatisierung der Geschäftsprozesse zwecks Kosten-, Qualität- oder Laufzeit Verbesserungen.

Aha! Liesse sich vielleicht ein interessanter Schluss ziehen, dass just die 30%, welche BPMN einsetzen auch gerade den 30% der Personen entspricht, welche BPM eingeführt haben? Dies wäre höchst interessant und würde mich am Ende des Tages wieder etwas versöhnlicher stimmen…